Frankfurt/Main (dpa)
Zahnärzte-Vertreter warnen davor, dass sich immer mehr Finanzinvestoren in die Branche einkaufen. Sollten diese noch mehr medizinische Versorgungszentren nur mit Zahnärzten erwerben, werde die „seit Jahrzehnten bewährte flächendeckende und wohnortnahe Versorgung zerstört“, erklärte die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV). „Der Ausverkauf der Versorgung an Spekulanten ist die größte Bedrohung, die es im zahnärztlichen Bereich je gab“, sagte Vorstandschef Wolfgang Eßer vor dem Deutschen Zahnärztetag (9. bis 10. November) in Frankfurt.
Seit einer Gesetzesänderung 2015 sind auch medizinische Versorgungszentren mit Ärzten aus nur einer Fachrichtung erlaubt - etwa, um zahnärztliche Behandlungen anzubieten. Finanzinvestoren nutzen nun einen Kniff: Sie kaufen teils finanzschwache Kliniken und verwenden diese als Vehikel, um Versorgungszentren zu gründen und viele Zahnärzte anzuschließen - auch in anderen Gegenden. Sie haben klare Renditeziele und suchen nach einigen Jahren oft den Verkauf.
Die KZBV kritisiert, dass sich die Versorgungszentren auf Städte konzentrierten. Es drohe damit ein Ärztemangel auf dem Land. Der Bundesverband nachhaltiger Zahnheilkunde, der sich als Interessensvertreter der Versorgungszentren sieht, weist das zurück. Investoren seien als Teil der Versorgung unverzichtbar.
In einer Analyse, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, zählt die KZBV sieben aktive Finanzinvestoren hierzulande. Darunter sind der Fonds Nordic Capital, der die Kölner Praxis-Gruppe „Zahnstation“, kaufte und die Frankfurter Quadriga Capital, Besitzer der „Zahnärztliche Tageskliniken Dr. Eichenseer“. Auch die Kaffee-Dynastie Jacobs mischt über ihre Investment-Holding mit - unter der Marke „Colosseum Dental Group“.