Berlin (dpa)
Sie waren im Auslandseinsatz, haben Tod, Verletzung, Zerstörung erlebt. Der Zusammenbruch kommt oft erst Jahre später. Die Zahl der deutschen Soldaten mit psychischen Erkrankungen steigt.
Trotz des Truppenabzugs aus Afghanistan ist die Zahl der im Auslandseinsatz traumatisierten Soldaten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Nach Angaben der Bundeswehr wurden 2014 insgesamt 431 Einsatzsoldaten wegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung behandelt. In 204 Fällen handelte es sich um Neuerkrankungen, das sind 55 mehr als im Vorjahr.
Daneben registrierte die Bundeswehr weitere 214 Soldaten mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen. Bei
164 von ihnen wurde die Diagnose zum ersten Mal gestellt. Das sind 20 neue Fälle mehr als 2013. Unter dem Strich stieg die Zahl der psychischen Neuerkrankungen damit um 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als erstes hatte die "Berliner Zeitung" über die Zahlen berichtet.
Insgesamt waren im vergangenen Jahr 627 Soldatinnen und Soldaten mit psychischen Erkrankungen in Behandlung. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte der "Berliner Zeitung": "Die Sensibilität für das Thema hat zugenommen. Und die Stigmatisierung der Betroffenen hat abgenommen. Das ist aus unserer Sicht der Grund für die Zunahme." Die verteidigungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Christine Buchholz, kommentierte die Entwicklung dagegen mit den Worten: "Krieg macht krank."
Bis 2012 war die Zahl der Soldaten, bei denen erstmals eine Posttraumatische Belastungsstörung festgestellt wurde, auf 194 kontinuierlich gestiegen. 2013 wurde erstmals ein Rückgang registriert, damals waren es 149 Neuerkrankungen. Die Bundeswehr hatte das auf die Reduzierung der Truppen im Ausland und veränderte Einsatzbedingungen zurückgeführt.
Gemeint war damit vor allem der Afghanistan-Einsatz, wo die Bundeswehr zwischen 2010 und 2012 am stärksten in die Kämpfe mit den radikalislamischen Taliban verwickelt war. Die Posttraumatischen Belastungsstörungen können sich aber auch erst Jahre nach der Rückkehr aus einem Einsatz bemerkbar machen - zum Beispiel in Form von Alpträumen oder Angstzuständen. Zum Jahreswechsel wurde der Kampfeinsatz der Nato in Afghanistan in eine Ausbildungsmission umgewandelt, an der die Bundeswehr noch mit 850 Soldaten beteiligt ist.