Berlin (dpa)
Youtube baut seine Gesundheitsinitiative aus, um besonders zuverlässige Informationen besser sichtbar zu machen. Zum einen werden bei der Youtube-Suche Inhalte von besonders zuverlässigen Quellen in einem gesonderten Bereich („Health Shelf“) der Suchergebnisse hervorgehoben. Zum anderen erhalten die Videos der teilnehmenden Kanäle selbst ein Health-Label, mit dem beispielsweise transparent gemacht wird, dass ein Video von einem approbierten Arzt stammt. Die Kanäle, die bei Youtube Health mitmachen, können eine höhere Reichweite für ihre Inhalte erwarten, müssen sich dafür aber beim Sponsoring und der Werbung in den Videos zurückhalten.
Für Organisationen mit bereits bestehenden, standardisierten Prüfmechanismen, etwa Universitätskliniken, Krankenhäuser und staatliche Einrichtungen, ist keine Bewerbung für die Gesundheitsfunktionen erforderlich. Andere Interessenten aus dem medizinischen Umfeld müssen sich dagegen bei Youtube Health bewerben. In Deutschland richtet sich das Programm an medizinische Fachpublikationen, aber auch einzelne Ärzte oder andere Berufe im Gesundheitswesen. Dabei werde auch eine Prüfung der bislang veröffentlichten Videos vorgenommen. Es gehe aber nicht um die Qualität jedes einzelnen Videos, sondern um die Qualität des Kanals insgesamt.
Bislang wurden in Deutschland über 100 Institutionen oder individuelle Youtuber aus dem medizinischen Umfeld in das Programm aufgenommen, darunter die Berliner Charité, das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das Universitätsklinikum Freiburg sowie die Gesundheitsmedien Apotheken Umschau und NetDoktor. Außerdem werden beispielsweise die Kanäle der Stiftung Gesundheitswissen, des Schmerz- und Bewegungsspezialisten Liebscher & Bracht, des E-Learning-Spezialisten Kenhub sowie von einzelnen approbierten Ärzten wie Tobias Weigl („Dr. Weigl“) und Felix M. Berndt („DocFelix“) als zuverlässig ausgewiesen.
Roland Liebscher-Bracht und seine Frau, die Ärztin Petra Bracht, die den reichweitenstärksten deutschsprachigen Youtube-Kanal zu Gesundheitsthemen betreiben, erklärten am Dienstag, sie hätten eine umfangreiche Qualitätskontrolle aller Videos vorgenommen, um bei Youtube Health dabei sein zu können. Man habe dabei auch auf Kritik von außen reagiert. Dabei seien 118 Videos gelöscht worden, die den neuen Anforderungen nicht mehr genügt hätten. Außerdem habe man über 300 Videos überarbeitet.
Der Google-Dienst reagiert mit der neuen Health-Funktion auch auf die Kritik an fehlerhaften, ungenauen oder zweifelhaften Gesundheitsinformationen, die auf Youtube zu finden sind. So hatte die Europäische Kommission im Sommer 2020 in einer Kampagne zur Bekämpfung von Desinformationen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auf Fehlinformationen auf Youtube hingewiesen.