Genf (dpa)
Die Corona-Pandemie hat den Fortschritt bei der TB-Behandlung gestoppt. 2020 nahm die Zahl der tuberkulosebedingten Todesfälle erstmals seit zehn Jahren wieder zu, von 1,4 Millionen 2019 auf 1,5 Millionen. Jeden Tag sterben nach WHO-Angaben weltweit 4100 Menschen an Tuberkulose. Globale Zahlen für 2021 lagen noch nicht vor.
In Deutschland gingen die Fallzahlen 2021 weiter zurück, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete. Es wurden knapp 4000 Neuerkrankungen gemeldet, sechs Prozent weniger als im Jahr davor.
2020 wurden der WHO zufolge nach Schätzungen weltweit 72 Prozent der Kinder unter fünf Jahren, die sich infiziert haben, nicht behandelt. Zwei Drittel der Kleinen, die für eine Vorsorgebehandlung in Frage kämen, seien nicht behandelt worden. Die Corona-Pandemie habe die Situation noch verschlimmert, weil Kliniken weniger Behandlungen anboten und Menschen, die eine TB-Infektion ahnten, sich aus Sorge vor Corona-Ansteckung weniger oft meldeten.
Die Infektionskrankheit betrifft oft die Lunge, kann aber auch an anderen Organen auftreten. Klassische Symptomen sind länger bestehender Husten, Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust.
Mit den neuen Richtlinien dringt die WHO auf eine möglichst schnelle Diagnose und eine kürzere Behandlungszeit. Das reduziere die Kosten, die in vielen Ländern Familien selbst tragen müssen. Kinder mit milden Symptomen sollen für vier statt sechs Monate Medikamente einnehmen, solche mit tuberkulöser Meningitis sechs statt zwölf Monate. Die WHO empfiehlt auch die neuen Medikamente Bedaquilin und Delamanid jetzt für Kinder. Sie wirken gegen Mykobakterien, die gegen die bislang wirksamsten Anti-TB-Medikamente resistent sind.