Berlin (dpa)
Angesichts eines hohen Armutsrisikos für Frauen fordern Sozialverbände und Gewerkschaften die Politik zum Gegensteuern auf. Sowohl in jungen Jahren als auch im Alter seien Frauen deutlich stärker armutsgefährdet als Männer, mahnte die Nationale Armutskonferenz am Montag in Berlin. „Die Gründe dafür sind vielfältig“, so deren Sprecherin Barbara Eschen. „Sie kümmern sich um die Kinder, sie pflegen altgewordene Angehörige, sie wirken ehrenamtlich mit in der Kita oder Schule, im Sport oder in sozialen Initiativen.“ So brächten Frauen über die Hälfte mehr Zeit ohne Bezahlung in die Sorgearbeit ein als Männer. „Als Dank ernten sie schlechte Rückkehrchancen in den Beruf, prekäre Arbeitsverhältnisse und deutlich geringere Renten.“
Die Armutskonferenz ist ein Bündnis von Gewerkschaften, Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege und Selbsthilfeorganisationen.
Die Sozialwissenschaftlerin Gisela Notz kritisierte, dass es in Deutschland kein Recht auf eigenständige Existenzsicherung für Frauen gebe. „Die Tatsache, dass Arbeitsmarkt-, Familien-, Wohnungsbau- und Sozialpolitik immer noch an einem Familienmodell orientiert sind, das einen Haupternährer und eine Zuverdienerin vorsieht, verdrängt Frauen aus dem regulären Arbeitsmarkt in prekäre oder unbezahlte Beschäftigungsverhältnisse.“ Die Nationale Armutskonferenz forderte mehr Vollzeitjobs für Frauen und gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, eine bessere Bezahlung typischer Frauenberufe wie im Einzelhandel oder im Sozial- und Gesundheitswesens sowie Schritte, damit Erziehung und Pflege zuhause nicht länger Ursache für Armut ist.