Dortmund (dpa)
Dortmund (dpa) - Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat sich gegen eine dauerhaft geltende Masern-Impfpflicht ausgesprochen. "Es kann Situationen geben, in denen man zeitlich und räumlich beschränkt über so etwas nachdenkt", sagte Wieler den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Langfristig sei es sinnvoller, zu freiwilligen Impfungen zu animieren. "Wir müssen die Menschen zum Impfen motivieren und aktiver auf die Bevölkerung zugehen, vor allem auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ja eher selten zum Arzt gehen."
Vor allem bei jungen Erwachsenen habe Deutschland ungenügende Masern-Impfquoten. "Wir erreichen bei Weitem nicht die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO", sagte Wieler. "In Deutschland gab es im letzten Jahr 20 Mal so viele Neuinfektionen, wie bei den Plänen für eine schrittweise Ausrottung der Krankheit vorgesehen."
Sie war im Oktober in Berlin in größerem Umfang ausgebrochen, seitdem wurden dort mehr als 1000 Fälle gemeldet. In Thüringen wurden mindestens 80 Fälle registriert, besonders in Erfurt, in Bayern 75.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte deutlich gemacht, dass eine Impfpflicht kein Tabu ist. "Wir werden diese Fragen sorgfältig, aber konsequent im Rahmen der jetzt anstehenden parlamentarischen Beratungen zum Präventionsgesetz debattieren und dann entscheiden", sagte er der dpa. Zunächst sei im Gesetz eine verpflichtende Impfberatung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte vorgesehen. Auch solle bei jeder Untersuchung der Impfstatus abgefragt werden.