Berlin (dpa)
Eine gute Gesundheitsversorgung kostet Geld. Das schlägt sich unter anderem in steigenden Versicherungsbeiträgen nieder. Bei der Effizienz gibt es im deutschen System aber noch Luft nach oben.
Deutschland hat nach einem OECD-Bericht mit das teuerste Gesundheitssystem in Europa, ist aber nicht in allen Bereichen unter den Spitzenreitern. Dies geht aus dem Bericht "Gesundheit auf einen Blick" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Die Gesundheitsausgaben lagen danach 2013 bei 11 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) und damit deutlich über dem Durchschnitt innerhalb OECD von 8,9 Prozent vom BIP.
Der OECD-Bericht bemängelt unter anderem eine hohe Zahl vermeidbarer Krankenhausfälle. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich die Zahl der Krankenhausbetten trotz Rückgang immer noch auf einem hohen Niveau befinde und damit auch zu Eingriffen Anreize geben könne, die nicht zwingend seien, so die Argumentation der OECD.
Nach Darstellung der Organisation sind deutsche Ärzte im Durchschnitt relativ alt. 2013 seien 42 Prozent 55 Jahre und älter gewesen.
Ausländische Ärzte würden zur Deckung des Personalbedarfs immer wichtiger. Von 2000 bis 2014 stieg deren Zahl von knapp 10 000 auf 32 000, was einem Anteil von 8,8 Prozent entspricht. Durch die Alterung der Bevölkerung werde das Gesundheits- und Pflegesystem insgesamt vor besondere Herausforderungen gestellt.
Anders als der Eindruck hierzulande müssen die Patienten in Deutschland im OECD-Vergleich nur geringe Wartezeiten bei der Gesundheitsversorgung in Kauf nehmen. Die finanzielle Eigenleistung der Patienten sei relativ gering und die Wahlmöglichkeiten der Patienten dagegen recht gut.
Nach dem OECD-Bericht sind die Arzneimittelausgaben in Deutschland höher als in den allermeisten anderen europäischen Staaten. Und auch im OECD-Vergleich liegt Deutschland mit 678 US-Dollar (rund 620 Euro) pro Einwohner 30 Prozent über dem Durchschnitt. "In Europa toppt das nur Griechenland", hieß es.
Im vergangenen Jahr stiegen hier die Ausgaben nach einer Phase der Stagnation (2009-2013) um etwa sieben Prozent. Die allgemeinen Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben wuchsen von 2009 bis 2013 im Schnitt dagegen nur um zwei Prozent jährlich, 2014 nach vorläufigen Schätzungen um 2,5 Prozent.
Dass die Arzneimittelkosten so stark nach oben gegangen seien, begründe sich zum Teil mit erhöhten Ausgaben für sehr teure Medikamente wie Hepatitis C-Präparate. Darüber hinaus sei der Rabatt, den Hersteller Krankenkassen für patentgeschützte Arzneimittel gewähren müssen, Anfang 2014 gesunken.
Die Deutschen nähmen verhältnismäßig viele Medikamente ein. "Ihr Verbrauch von Blutdruck senkenden Mitteln zum Beispiel ist höher als in allen anderen OECD-Ländern und liegt beim Dreifachen der in Österreich konsumierten Menge."
Auch würden hierzulande Antidiabetika wesentlich häufiger verschrieben als im OECD-Schnitt. Zwischen 2000 und 2013 habe sich der Verbrauch fast verdoppelt. Die Zunahme hänge auch mit der Alterung der Gesellschaft und dem Anstieg der Zahl Übergewichtiger zusammen.
Noch stärker gestiegen ist der Verbrauch von Antidepressiva. Hier liegt Deutschland zwar mit 53 Tagesdosen je 1000 Einwohner etwas unter dem Schnitt der Industrieländer (58 Tagesdosen). 2000 lag der Verbrauch hierzulande aber erst bei 21 Tagesdosen.