Cambridge (dpa)
Mit dem Alter verliert die Haut an Elastizität und Fettgewebe. Cremes und andere Präparate dagegen sind, wirksam oder nicht, ein Milliardengeschäft. US-Forscher verkünden nun, mit einer Art zweiten Haut die Zeichen der Zeit mindern zu können.
Glatte Haut auch in fortgeschrittenem Alter:
US-Forscher wollen dafür eine neue Lösung gefunden haben. Mit einer hauchdünnen zweiten Haut aus Silikon-Polymeren verminderten sie Alterserscheinungen an den Armen und um die Augen - Tränensäcke und Falten - zumindest für einige Zeit. Auch Sonnenschutz oder medizinische Anwendungen etwa bei Ekzemen oder zur Wundheilung seien mit der Methode künftig denkbar, schreiben die Autoren in „Nature Materials“.
Die Studie beinhaltet allerdings nur erste sogenannte Proof-of-Concept-Tests an wenigen Probanden, die kaum etwas über mögliche Nebenwirkungen und die langfristige Verwendbarkeit aussagen.
Lediglich die grundsätzliche Wirksamkeit wird geprüft - in dem Fall etwa das Schwinden von Fältchen.
„Dieser Ansatz ist nicht wirklich neu, es gibt bereits im Handel erhältliche Produkte mit vergleichbarer Wirkung“, erklärte Bernd Hartmann, Chefarzt am Unfallkrankenhaus Berlin, der nicht an der Studie beteiligt war. Die Hautverträglichkeit müsse in genaueren Untersuchungen weiter geprüft werden, gleiches gelte für eine mögliche Verwendung als Wundverband.
Bilder von Vorher-Nachher-Vergleichen zeigen deutlich weniger Fältchen in den Gesichtern der mit dem Präparat behandelten Frauen.
Bis zu einem Tag lang könne das Produkt, das flüssig aufgetragen werde und einen elastischen, luftdurchlässigen Film bilde, auf der Haut bleiben, erklärt einer der Autoren, Robert Langer vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge.
Die „zweite Haut“ gebe dem Gewebe jugendliche Elastizität zurück und verhindere zudem Feuchtigkeitsverlust, heißt es in der Studie. Regen mache der Schicht ebenso wenig etwas aus wie sportliche Aktivitäten wie Schwimmen oder Laufen, zudem wirke das Gesicht ganz natürlich - nur eben jugendlicher.
Das Team um die MIT-Wissenschaftlerin Betty Yu hatte demnach zehn Jahre lang an der „zweiten Haut“ für medizinische und kosmetische Zwecke gearbeitet. Getestet wurden insgesamt mehr als 100 verschiedene Polymere aus Sauerstoff- und Silikon-Atomen (Siloxane), jeweils in dehnbaren Netzen, sogenannten XPL, angeordnet.
Bei den Tests hätte solche XPL in Sachen Elastizität besser abgeschnitten als ähnliche Ansätze zur Wundbehandlung etwa mit Polyurethan-Filmen oder Silikon-Gel, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Zudem habe sich gezeigt, dass das Material kaum spürbar zu tragen sei und die Haut nicht irritiere, schreiben die Forscher.
Es wird demnach in einem zweistufigen Verfahren aufgetragen.
Angaben, wann das Produkt auf den Markt kommen könnte, waren zunächst nicht zu erhalten.