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Kinderärzte gegen Werbung mit entblößten Kindern

Kinderrechte oder Schulstress - 500 Kinder- und Jugendmediziner beackern auf ihrem Kongress in Weimar ein breites Themenfeld. Eine ihrer Forderungen: keine Werbung mit entblößten Kindern.

Weimar (dpa)

Kinderrechte oder Schulstress - 500 Kinder- und Jugendmediziner beackern auf ihrem Kongress in Weimar ein breites Themenfeld. Eine ihrer Forderungen: keine Werbung mit entblößten Kindern.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat ein striktes Verbot von Werbung mit entblößten Kindern gefordert.

Verbandspräsident Wolfram Hartmann sprach am Freitag in Weimar von "Missbrauch" in der Werbung und auf Wahlplakaten. Der Verband berief sich auf die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, die das Recht von Kindern auf körperliche und seelische Unversehrtheit festschreibt. Anlass ist die Affäre um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy, gegen den wegen Verdachts auf Besitz von kinderpornografischem Material ermittelt wird.

In Weimar beschäftigen sich rund 500 Mediziner auf einem dreitägigen Kongress mit den gesundheitlichen Folgen von Schulstress und haben dabei auch das - in Westdeutschland - umstrittene G8-Abitur im Blick. Die gesundheitlichen Folgen von mehr Schulstress bei Schülern durch die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre sind nach Angaben des Verbandes nicht eindeutig zu bewerten.

Zwar nehme die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen wie Ängsten oder Essstörungen in den Praxen seit Jahren zu. "Wir können aber in unseren Praxen nicht sagen, ob die Belastungen an G8 liegen oder daran, dass Kinder von ihren Eltern auf die falsche Schule geschickt werden", sagte Hartmann. Erkennbar sei zudem ein Ost-West-Unterschied. In Ostdeutschland, wo das G8-Abitur seit vielen Jahren Tradition habe, seien die Menschen daran gewöhnt.

Etwa jeder Fünfte der 13- bis 17-Jährigen fühle sich Untersuchungen des Deutschen Jugendinstituts zufolge überfordert und erschöpft, sagte der Psychologe Peter Paulus von der Universität Lüneburg. Insgesamt gelten nach seinen Angaben etwa 20 bis 25 Prozent der rund 8,6 Millionen Schüler in Deutschland als psychisch auffällig - etwa durch Verhaltensstörungen. Viele von ihnen brächten gesundheitliche Belastungen allerdings schon bei der Einschulung mit, was Einschulungsuntersuchungen belegten.

Deutlichen Verbesserungsbedarf sehen die Kinder- und Jugendärzte bei der praktischen Umsetzung des gemeinsamen Lernens von nichtbehinderten Schülern und Kindern mit Handicap (Inklusion).

Viele Schulen seien heute noch nicht in der Lage, auf einzelne Kinder mit Behinderung einzugehen, kritisierte Hartmann. "Bauliche Veränderungen für Kinder im Rollstuhl sind da noch nicht mal das Problem." Der Verband forderte, Schulen für die Inklusion entsprechend auszustatten, das bedeute auch mehr finanzielle Mittel.

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