Leipzig (dpa)
Besorgniserregend ist nach Expertenmeinung die hohe Zahl von fettleibigen Kindern und Jugendlichen.
In Deutschland steigt nach Expertenangaben die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes kontinuierlich.
"Die Zahlen wachsen mit einer Frequenz von ein bis zwei Prozent pro Jahr", sagte der Direktor der Leipziger Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche, Prof. Wieland Kiess, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Insgesamt gebe es in Deutschland etwa 30 000 Kinder und Jugendliche mit der genetisch bedingten Autoimmunerkrankung Diabetes Typ 1, auch Jugenddiabetes genannt.
In Leipzig tagt von Dienstagabend bis Samstag der Diabetes Kongress 2013. Dort beschäftigen sich Forscher und Mediziner speziell auch mit dem Thema Diabetes bei Kindern und Jugendlichen.
Warum die Zahlen steigen, sei für die Wissenschaft momentan noch immer ein Rätsel. Daran werde mit Hochdruck geforscht. Etwa an der Universitätsklinik in Ulm. Dort würden in einer Datenbank die Daten diabeteskranker Kinder erfasst. "Mehr als 130 Kinderkliniken senden ihre Daten nach Ulm. Das System ist vorbildlich für die ganze Welt", sagte Kiess.
Zugleich wachse das Risiko in Deutschland, am Diabetes vom Typ 2 zu erkranken, für den unter anderem Übergewicht Auslöser sein könne, sagte Kiess. 750 000 Kinder und Jugendliche gelten als fettleibig (adipös). "Zwar ist nur ein Prozent der adipösen Jugendlichen Typ-2-Diabetiker, aber das Risiko zu erkranken oder als Erwachsener krank zu werden, ist deutlich höher als bei Normalgewichtigen."
Wie schnell fettleibige Menschen zu Diabetikern werden, hänge auch von den Genen ab. In den USA etwa erkrankten Fettleibige mit dunkler Hautfarbe oder hispanischer Herkunft sehr rasch an Diabetes. "Wird ein Asiate adipös, bekommt er sehr rasch Diabetes. Bei uns dauert der Prozess etwas länger. Wir haben hier möglicherweise als weiße Europäer schützende Gene", vermutete Kiess.
Zwar nimmt nach neuesten Erkenntnissen von Wissenschaftlern der Unikinderklinik Leipzig hierzulande die Zahl der adipösen Kinder derzeit nicht weiter zu, dennoch sei die hohe Zahl fettleibiger Kinder und Jugendlicher alarmierend. Denn das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken oder Herz-Kreislauf-Krankheiten zu bekommen, sei deutlich höher als bei Normalgewichtigen.
Adipositas hänge auch vom sozialen Status ab. In Familien mit hohem Bildungsstand und guter sozialer Situation gebe es weniger Fettleibige als in sozial schwachen Familien. Das belegten Studien.
Deshalb plädiere er für mehr Aufklärung und Prävention. "Da muss sich mehr in den Kindergärten, Sportvereinen und Schulen tun, damit auch arme Kinder bessere Chancen auf ein gesundes Leben bekommen", forderte Kiess. Insgesamt leiden nach den Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Deutschland sechs Millionen Menschen an der Volkskrankheit Diabetes. 90 Prozent von ihnen haben den Typ 2.