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IMMUNOLOGE GEGEN NIEDRIGERE ALTERSSCHWELLE FÜR VIERTIMPFUNGEN

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angeregte vierte Corona-Impfung schon für Menschen ab 60 Jahren wird von Immunologen nicht gestützt. „Ein generelles Absenken der Altersschwelle bei der Impfempfehlung ist momentan nicht angezeigt“, sagte der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), Reinhold Förster von der Medizinischen Hochschule Hannover, der Deutschen Presse-Agentur. In Ausnahmefällen könne ein zweiter Booster aber auch ab 60 Jahren nachvollziehbar sein, etwa bei Menschen mit unterdrücktem Immunsystem.

Berlin (dpa)

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die vierte Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten. Lauterbach warb jüngst mehrfach dafür, die Altersschwelle auf 60 Jahre abzusenken. In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden, sagte er und berief sich auf Erkenntnisse aus Israel.

Diese Daten sind vor einigen Tagen als Preprint erschienen, wurden also noch nicht von externen Fachleuten geprüft. Trotz der neuen Daten bleibt die DGfI nach Försters Worten derzeit der Ansicht, dass für den Aufbau eines langanhaltenden Schutzes vor Covid-19 drei Immunisierungsschritte ausreichen: idealerweise durch drei Impfstoffdosen. Oder durch zwei Impfungen und - wenn unvermeidbar - eine Infektion.

Die israelischen Daten zeigten minimale Unterschiede zwischen den verglichenen zwei Gruppen aus drei- beziehungsweise vierfach Geimpften, sagte Förster. „Beide Gruppen haben bei Omikron ein sehr geringes Sterberisiko durch Covid-19.“ Die Angaben zur verringerten Sterblichkeit basierten daher auf relativ kleinen absoluten Zahlen.

Ein Beispiel: Bei den 60- bis 69-Jährigen starben laut Preprint im beobachteten Zeitraum fünf der rund 112 000 vierfach Geimpften und 32 der rund 124 000 dreifach Geimpften im Zusammenhang mit Covid-19.

Die Ergebnisse sind nach Försters Einschätzung mit einigen Einschränkungen verbunden. „Es ist ja die Frage, inwieweit die beiden Gruppen vergleichbar sind. Manche dreifach geimpfte Vorerkrankte dürften sich nicht zur Viertimpfung aufgerafft haben, was die Unterschiede bei der Sterblichkeit zum Teil erklärten könnte.“ In der Studie wird auch darauf hingewiesen, dass bei der erfassten Todesursache Covid-19 in Krankenhäusern auch Fälle enthalten sein können, in denen das positive Testergebnis ein Nebenbefund ist.

Die Zurückhaltung beim Empfehlen einer vierten Impfung rühre auch daher, dass derzeit völlig offen sei, welche Virusvariante in einigen Monaten vorherrscht, welche Impfstoffe es dann gibt und was das wiederum für die Impfempfehlungen zum Winter hin bedeutet, sagte der Immunologe. „Bei der Drittimpfung war die Datenlage anders als jetzt, der Nutzen gegen die Delta- und Omikron-Varianten war klar erwiesen.“

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