Hamburg/Heidelberg (dpa)
Nicht nur Rauchen kann Krebs verursachen, sondern auch das Passivrauchen. Die Rauchverbote zeigen aber Wirkung - auch im heimischen Umfeld: Einer neuen Hamburger Studie zufolge sterben mittlerweile weniger Menschen an Passivrauchen als vor 20 Jahren.
Das Rauchen Krebs verursachen kann, weiß mittlerweile jedes Kind. Doch auch wer nicht selbst am Glimmstängel zieht, atmet in der Gesellschaft eines Rauchers etliche Schadstoffe ein. Viele Raucher in Deutschland sind sich dieser Gesundheitsrisiken offenbar bewusst. Denn immer weniger Menschen sterben hierzulande wegen Passivrauchens an Lungenkrebs, wie Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie belegt haben. Sie ist im „International Journal of Public Health“ veröffentlicht.
Diesen Trend sieht auch das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „In den letzten 20 Jahren ist die Passivrauchbelastung in Deutschland deutlich zurückgegangen“, sagt Krebspräventions-Expertin Ute Mons. Grund dafür seien neben der immer weiter sinkenden Zahl an Rauchern die Nichtraucherschutzgesetze von 2007/2008. Sie waren Basis für das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen sowie in Restaurants.
Aus Sicht der Expertin waren die vor zehn Jahren teils hitzig diskutierten Verbote rückblickend ein voller Erfolg. „Wir haben einen gewissen Übersprungseffekt beobachtet: Auch zu Hause nehmen Raucher mittlerweile mehr Rücksicht auf Familienmitglieder“, sagt Mons. Diese seien deshalb seltener giftigem Rauch ausgeliefert.
Forscher des Hamburger UKE haben dazu jetzt Zahlen vorgelegt. Sie verglichen Daten von 2012 über Menschen, die an Lungenkrebs starben, mit einer Studie von 1994 mit den damals aktuellen Zahlen. „Nach unseren Schätzungen sind pro Jahr 167 Lungenkrebstodesfälle auf Passivrauchen zurückzuführen“, sagt Studienleiter Heiko Becher. „Diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 1994 deutlich gesunken, damals waren es 400.“
Im Jahr 2012 sind der Studie zufolge in Deutschland rund 47 000 Menschen an Lungenkrebs gestorben, darunter etwa 6000 Nichtraucher. Nach den Daten der Hamburger Wissenschaftler sind 7,6 Prozent der männlichen und 4,7 Prozent der weiblichen Lungenkrebs-Todesfälle bei den Nichtrauchern auf Passivrauch zurückzuführen. Insgesamt seien im Jahr 2012 ein Viertel der nichtrauchenden Frauen und etwa 40 Prozent der nichtrauchenden Männer Passivrauch ausgesetzt gewesen.
„Passivrauchen ist vor allem in Innenräumen ein großes Problem“, warnt Expertin Mons. Viel gefährlicher noch als Qualm aus den Mündern der Raucher sei der sogenannte Nebenstromrauch, der beim Glimmen einer Zigarette entstehe. „Er enthält aufgrund der im Vergleich zum Ziehen einer Zigarette niedrigeren Verbrennungstemperatur deutlich mehr Schadstoffe.“ Je kleiner die Räume seien, desto schlimmer die Belastung. „Am höchsten ist sie natürlich beim Rauchen im geschlossenen Auto.“
Bis zu doppelt so hoch könne das Krebsrisiko eines Passivrauchers sein, wenn beispielsweise der Partner stark rauche, sagt Mons. Zum Vergleich: Das Risiko von Rauchern, an Lungenkrebs zu erkranken, ist etwa 20-Mal so hoch wie bei Nichtrauchern.
Für deutlich weniger gesundheitsschädlich hält die Forscherin E-Zigaretten. „Denn die ganzen krebserregenden Stoffe einer normalen Zigarette entstehen beim Verbrennen“, sagt Mons. Im Dampf einer elektrischen Zigarette fänden sich „so gut wie keine“ dieser Gifte.
Allerdings fehle es noch an entsprechenden Landzeitstudien. „Wir wissen noch nicht, was der Dampf langfristig mit der Lunge eines Rauchers macht.“ Ebenfalls noch Forschungsbedarf gibt es beim Thema Passivkonsum: „Man kann bislang nur vermuten, dass der Dampf für Nichtraucher weniger schädlich ist als Passivrauchen.“