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Hebammen fordern Mut zur natürlichen Geburt

Inzwischen kommt ein Drittel aller Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Der Hebammenverband kritisiert diese hohe Quote als unnötig - und fordert ein Umdenken.

Nürnberg (dpa)

Inzwischen kommt ein Drittel aller Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Der Hebammenverband kritisiert diese hohe Quote als unnötig - und fordert ein Umdenken. Schwangerschaft und Geburt sollten nicht als Risiko, sondern als etwas Normales betrachtet werden.

Der Deutsche Hebammenverband wirbt für natürliche Geburten und will den hohen Anteil an Kaiserschnitten senken. Schließlich sei der Eingriff mit gravierenden gesundheitlichen Risiken verbunden, auch die Bindung zwischen Mutter und Kind werde erschwert, erläuterte Präsidentin Martina Klenk in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Sie plädiert dafür, Schwangerschaft und Geburt wieder als etwas Natürliches und Normales anzusehen. Weil inzwischen rund ein Drittel der Frauen in Deutschland ihr Kind per Kaiserschnitt bekommen, steht der seit diesem Montag in Nürnberg stattfindende Jahreskongress des Hebammenverbandes unter dem Motto "Das Normale ist etwas ganz Besonderes".

"Das Problem ist der Blick auf die Schwangerschaft als ein risikobehaftetes Ereignis", erläuterte Klenk. Ärzte etwa achteten vor allem auf mögliche Gefahren. "Viele Frauen bekommen dadurch Angst und verlieren das Vertrauen in ihre Körperkompetenz." Hebammen hingegen setzten bei den Ressourcen der Schwangeren an und konzentrierten sich auf deren Kompetenzen. Denn nur etwa 15 der zuletzt 33 Prozent der Kaiserschnitte seien medizinisch notwendig, schilderte Klenk.

"Eine normale Geburt ist ein sehr störungsanfälliger Prozess. Das braucht Ruhe, einen Rückzugsraum, eine verlässliche Begleitperson, es braucht vor allem Zeit. Aber gerade das ist ein Faktor, den wir besonders im klinischen Umfeld nicht mehr haben." So werde bei fast einem Viertel der Frauen, bei denen sich die Ärzte erst während der Geburt zu einem Kaiserschnitt entschieden, der Eingriff mit einer verzögerten Eröffnungsphase begründet. Im Klartext: "Das dauert schlicht zu lange."

Diese Denkweise zeigt sich laut Klenk auch an der steigenden Zahl der medizinischen Eingriffe im Kreißsaal, mit denen der Natur auf die Sprünge geholfen werden soll. Zudem hätten viele Ärzte das Vergütungssystem der Krankenkassen im Hinterkopf - für einen Kaiserschnitt etwa gibt es 1000 Euro mehr als für eine natürliche Geburt. "Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens spielt da schon auch eine Rolle", kritisierte Klenk. So gebe es Geburtsstationen, die sich erst ab einer bestimmten Anzahl an Kaiserschnitten finanziell trügen.

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