Leipzig (dpa)
Den Rucksack mit der Notfall-Ausrüstung hat Annett Böhme aus Leipzig schon gepackt. Kommt der entscheidende Anruf, kann es jederzeit losgehen. Das Ziel: Ebola-Gebiete in Westafrika.
In ihrem Urlaub hat Annett Böhme schusssichere Mauern gebaut und gelernt, wie man Landrover fährt und ein Satellitentelefon bedient. In den Kursen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat die 52-jährige Hebamme aus Leipzig außerdem erfahren, wie man sich bei einem Überfall verhält und welche verschiedenen Schusswaffen und Minen es gibt. Wenn sie von den Wochen berichtet, für die sie ihren Jahresurlaub geopfert hat, spricht Böhme von "Survivaltraining" und einer "wichtigen Lebenserfahrung".
Mehrwöchige Vorbereitungskurse müssen alle freiwilligen Helfer durchlaufen, die sich beim DRK für einen Auslandseinsatz melden.
Böhme, freiberufliche Hebamme, will schwangeren und gebärenden Frauen in Westafrika helfen - in den Regionen, die derzeit besonders von Ebola betroffen sind. "Was schwangere Frauen da durchmachen müssen, ist furchtbar", sagt Böhme.
Schon immer sei es ihr Traum gewesen, ins Ausland zu gehen und zu helfen, sagt sie. Allerdings wollte sie warten, bis ihr Sohn erwachsen ist. Nun sei er 21 und habe Verständnis für ihren Wunsch.
Ebenso wie ihr Ehemann, ebenfalls Mediziner. Beide haben ihr ein Notfall-Paket geschenkt: einen Rucksack mit Schlafsack, Taschenlampe, Batterien und dem Notwendigsten.
So wie die Hebamme sind derzeit Hunderte Rotkreuzhelfer bereit, beim Kampf gegen Ebola mitzuhelfen. Rund 800 Bewerbungen sind beim DRK bisher eingegangen, etwa 300 dieser Interessenten seien geeignet.
Gesucht werden nicht nur Ärzte, sondern auch Hebammen, Krankenpfleger, Rettungsassistenten und Labortechniker. Sie sollten Englisch sprechen und kein Problem mit tropischen Temperaturen haben.
In einem speziellen Kurs wird der Umgang mit Ebola-Kranken geprobt und das An- und Ausziehen der Schutzanzüge.
Derzeit sind für das DRK 200 nationale und 24 internationale Helfer im Ebola-Zentrum im Südosten von Sierra Leone im Einsatz. Dieser dauert in der Regel vier Wochen. Danach rät das DRK zu einer freiwilligen dreiwöchigen Quarantäne. Mindestens zweimal täglich sollen die Helfer in dieser Zeit Fieber messen, um eine mögliche Infektion früh zu erkennen.
Wann ihr Einsatz startet und wohin es geht, weiß Hebamme Annett Böhme nicht. Noch ist sie gelassen. "Mein Umfeld ist aufgeregter als ich." Die 52-Jährige sieht sich gerüstet. Für die schwangeren Frauen, die sie in Deutschland betreut, hat sie eine mehrwöchige Vertretung organisiert. Angst vor dem Ebola-Einsatz hat Böhme nicht. "Ich gehe respektvoll damit um. Aber Angst wäre ein falscher Freund."