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GUTES UND GÜNSTIGES ESSEN FÜR ALLE SCHÜLER - EIN WUNSCHTRAUM?

Nudeln mit Soße sind der Klassiker beim Mittagstisch an Schulen. Macht kaum Aufwand, kostet wenig, essen alle gern. Was ist dran an der Annahme, dass gesünderes Essen unbezahlbar wäre?

Berlin (dpa)

Nudeln mit Soße sind der Klassiker beim Mittagstisch an Schulen. Macht kaum Aufwand, kostet wenig, essen alle gern. Was ist dran an der Annahme, dass gesünderes Essen unbezahlbar wäre?

Kinder und Jugendliche könnten laut einer Studie ohne große Mehrkosten einen gesünderes Mittagessen an Schulen bekommen. Die Kosten für Waren im Einklang mit Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lägen in vergleichbarer Höhe wie bei konventionellen Anbietern, heißt es in einer am Dienstag in Berlin vorgestellten DGE-Studie zu Kosten in der Schulverpflegung.

Der Unterschied im Vergleich zum jetzigen Durchschnitt betrage vier Cent pro Essen, sagte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU). Gesündere Angebote seien machbar, wenn man nur wolle. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) appellierte, Kindern frühzeitig einen 2fröhlichen Umgang mit gesunden Lebensmitteln“ zu vermitteln.

Die seit Jahren bestehenden DGE-Standards besagen zum Beispiel, dass täglich Gemüse auf den Teller kommen sollte, Fleisch hingegen nur maximal zweimal pro Woche. Daneben geht es um Rahmenbedingungen wie eine ausreichend lange Essenspause. An den Schulen sind die Standards aber längst nicht in der Breite umgesetzt. Nach Kenntnis der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch haben bislang nur Berlin und das Saarland sie zu Pflicht-Kriterien bei Neuausschreibungen gemacht. Foodwatch sieht bei Schulessen ein „verheerendes Staatsversagen“.

Klöckner betont auch am Dienstag, die Empfehlungen seien ein «Angebot». Vage formuliert sie: «Die DGE-Standards sollten und müssten Kriterium werden für die Ausschreibungen [...].» Auch ohne Pflichten soll sich das stark unterschiedliche Angebot von Schulküchen und Caterern nach dem Willen der Ministerin wandeln - durch verstärkte Beratung der Kommunen. Noch sei bei Schulträgern die Annahme verbreitet, dass gesundes Essen unbezahlbar sei, Qualität habe deshalb lange nicht im Fokus gestanden, sagte sie.

Die von Klöckners Ministerium finanzierte Studie soll bei der Überzeugungsarbeit helfen. 20 Prozent Bioanteil etwa führe nur zu Preissteigerungen im „einstelligen Cent-Bereich“ pro Mahlzeit, heißt es darin etwa. Die Studienautoren schreiben, es sei besonders wichtig, die Akzeptanz des Mittagsangebots zu steigern - je mehr Essen verkauft werden, desto günstiger werde es. Nach Ministeriumsangaben haben täglich mehr als drei Millionen Schüler an Ganztagsschulen Anspruch auf ein Mittagessen, aktuelle Daten zur Nutzung gibt es aber nicht.

Im Schnitt 3,50 Euro kostet das Essen die Eltern laut der Studie. Möglich werde dieser Preis durch Kommunen, die das Angebot insgesamt pro Jahr mit 1,2 Milliarden Euro mitfinanzieren. Kommunen und Eltern müssten auch künftig nicht zwangsläufig höhere Kosten tragen, sicherte Klöckner zu. Die Studie zeige Einsparmöglichkeiten auf, so dass zum Beispiel Mehrausgaben für Rohmaterial durch weniger Energiekosten aufgefangen werden könnten.

Inwiefern das im Einzelfall umsetzbar ist, kann wohl nur die Zukunft zeigen. Für die Studie führten Experten Modellrechnungen durch und befragten zum Beispiel mehr als 120 Essensanbieter. Der von Klöckner genannte Vier-Cent-Unterschied ergibt sich, wenn vor Ort gekocht und im Schnitt 200 Essen ausgegeben werden. Viele Schulen lassen jedoch vom Caterer liefern oder beziehen Tiefkühlkost, um dem gestiegenen Bedarf nach Mittagsverpflegung gerecht zu werden. Es ist fraglich, wie günstig eine Gesundheitswende in solchen Fällen ausfällt.

Jens Spahn, mit dem Klöckner bei dem Thema eng kooperieren will, warnte vor Krankheiten, die mit Übergewicht und Fettleibigkeit einhergehen könnten. Wenn schon Jugendliche Altersdiabetes hätten, habe das „definitiv mit der Frage von zu wenig Bewegung und nicht ausreichend gesunder Ernährung zu tun“. Rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als übergewichtig oder fettleibig. Eine weitere Zunahme müsse kein Automatismus sein, so Spahn. Er kündigte an, sich für mehr Präventionsangebote der Krankenkassen in Schulen und Kindergärten einzusetzen.

Ein Schulfach „Ernährung“, wie von manchen gefordert, halten die Minister unterdessen nicht für unbedingt nötig - vielmehr müsse Wissen über Ernährung und die Herkunft von Lebensmitteln allgemein in den Schulalltag integriert werden. Für Spahn gehört zudem ausreichend Bewegung zum gesunden Aufwachsen, wie er sagte.

 

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