Berlin (dpa)
Gesundheits-Apps oder Fitnessarmbänder können Anreiz bieten, sich mehr zu bewegen, gesünder zu ernähren oder einfach seine Medikamente regelmäßig zu nehmen. Doch noch sind viele Fragen zu klären - vor allem beim Datenschutz.
Es gibt mehr als 100 000 Gesundheits-Apps. Die Gesundheitspolitik erwartet sich einiges von den Minicomputern. Allerdings stünden klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, Ärzte und Hersteller noch aus, sagt die Regierung. Es muss klar sein, wer welche Daten aus dem Minicomputer bekommen darf und wer nicht. Patienten müssen jederzeit die volle Souveränität über ihre Daten haben. Sie entscheiden, was mit ihren Daten passiert, sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink der dpa.
Wird der Datenschutz von solchen Apps eingehalten?
Häufig nicht, sagt Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Bei Datenschutzerklärung und Einwilligung der Nutzer fehlt es oft an Transparenz. Und wenn Daten im Ausland gespeichert werden, ist die Nutzung nicht dem deutschen Datenschutzrecht unterworfen - Stichwort: Google und Co.
Bieten Krankenkassen mehr Datenschutz als Google und Co.?
"Absolut! Hier ist der Umstand, dass die Krankenkassen als Körperschaften öffentlichen Rechts stark reguliert sind, mal ein Vorteil", sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, der dpa. "Und wir unterliegen dem deutschen Datenschutzrecht, das zu den strengsten der Welt gehört. In den USA sieht das ganz anders aus. Außerdem arbeiten wir nicht gewinnorientiert."
Geben Versicherte ihre Daten an Krankenkassen weiter?
Nach einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom würde ein Drittel der befragten Nutzer ihre Gesundheitsdaten an Krankenkassen weitergeben, etwa um im Gegenzug Vorteile zu erhalten. Allerdings sehen nach einer anderen Studie im Auftrag des Justizministeriums 39 Prozent der Befragten in der Nutzung ihrer Daten durch Dritte ein Problem. In der Tat könnte auf diesem Wege unter anderem eine Risikobewertung der Versicherten durch die Krankenversicherung vorgenommen werden und damit über eine Aufnahme oder Ablehnung entschieden werden.
Gewähren Krankenkassen Vorteile?
Als eine der ersten gesetzlichen Krankenkassen denkt die TK darüber nach, die Nutzung von Fitnessarmbändern zur gesundheitlichen Förderung in ihr Bonusprogramm zu integrieren. Allerdings stellte TK-Chef Baas klar, die Teilnahme sei freiwillig. "Mit Risikobewertung hat das nichts zu tun." Anders als die private nehme die gesetzliche Krankenversicherung keine Risikoprüfung oder -bewertung ihrer Versicherten vor. "Jeder wird ohne Ansehen seiner Person versichert."
Gibt es Vorbehalte der Versicherer gegen Fitnessarmbänder?
Ja, sowohl bei gesetzlichen wie bei privaten. Die Allianz argumentiert, die Versichertengruppen der Bewegungsfreudigen sei zu klein. Die messbare Beitragsersparnis durch Fitnessapps läge im Promillebereich.
Die DKV Deutsche Krankenversicherung aus der Ergo Gruppe meint, die Menschen sähen mehrheitlich keinen Nutzen im Gebrauch der heutigen Wearables. In ihrem jüngsten Report gaben gut 6 Prozent der Befragten an, ein Fitnessarmband zu besitzen. 3 von 10 Besitzern benutzen es aber nicht mehr, weitere 16 Prozent haben es noch nie genutzt. Damit verwendet nur gut die Hälfte der Besitzer die Fitnessarmbänder tatsächlich.
Den Menschen sei die Nutzung zu anstrengend (19 Prozent) oder gehe ihnen auf die Nerven (18 Prozent). 15 Prozent fühlen sich vom Armband nicht motiviert, 15 Prozent finden es überflüssig, zwölf Prozent langweilt es. Interessant könnten die Geräte für Menschen sein, denen der Arzt etwa die Überwachung bestimmter Körperfunktionen empfohlen hat oder die an einer chronischen Erkrankung leiden. Voraussetzung sei aber, dass das Wearable medizinisch korrekte Messungen liefere.
Sind solche Gesundheits-Apps eigentlich verlässlich?
Die Ungenauigkeiten bei der Anzeige von Puls, Bewegung, Kalorienverbrennung oder Ähnlichem sind immer noch sehr groß. Klein-Schmeink warnt, durch Fehlfunktionen oder -informationen kann es - im Gegensatz zur eigentlichen Absicht - zu gesundheitsgefährdendem Verhalten kommen. Auch tauche der Begriff der "Cyberchondrie" immer häufiger auf. Zunehmende Selbst-Vermessung oder falsche Krankheitsinformationen aus dem Internet können Krankheitsängste so weit schüren, "dass sie sich zu einer manifesten Hypochondrie auswachsen". Es gibt heute etliche Tests, die die Genauigkeit von Fitnessarmbändern und Apps überprüft haben.