Berlin (dpa)
Keine Geschäfte, keine Ärzte, keine Kitas - in vielen Kommunen bröckelt die Infrastruktur weg, weil junge Leute wegziehen und hauptsächlich Ältere bleiben. Dem Trend sollten sich die Kommunen kreativ entgegenstemmen, rät der Städte- und Gemeindebund.
Schrumpfende und überalterte Kommunen sollten aus Sicht des Städte- und Gemeindebunds ihre Bürger für Ehrenämter gewinnen, um aufreißende Lücken in der Infrastruktur zu stopfen. So könnten Freiwillige etwa Bürgerbusse fahren, die den ausgedünnten Nahverkehr ergänzen, sagte der Beigeordnete Uwe Lübking der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Schulen könnten zudem zwei oder mehr Standorte haben. Es sei besser, wenn die Lehrer die weiteren Wege fahren und nicht die Schüler. "Schulwege von einer Stunde sind gerade für Grundschüler nicht zumutbar", sagte er. Auch das jahrgangsübergreifende Lernen könnte wiederbelebt werden.
Um den Zugang zu Ärzten gerade für Ältere zu sichern, sollten neuartige Zentren für Pflege und Medizin entstehen, in denen bestimmte Fachärzte tageweise Sprechstunde haben, regte Lübking an.
Eine Überlegung wert sei zudem ein Rechtsanspruch auf eine wohnortnahe medizinische Versorgung, ähnlich dem neuen Anspruch auf Kleinkindbetreuung.
Auch die Telemedizin, also etwa Sprechstunden via Internet, böten ein riesiges Potenzial, das aber wegen rechtlicher Hürden kaum genutzt werde. Vonnöten sei dazu aber schnelles Internet auch in den kleinsten Dörfern, sagte der Demografieexperte.
Hunderte Dörfer und Städte in Deutschland schrumpfen in den nächsten Jahren, weil weniger Kinder geboren werden. Zudem ziehen Jüngere weg, was die Überalterung noch beschleunigt.
Diese problematische Entwicklung werde in vielen Kommunen unterschätzt, sagte Lübking. Städte und Gemeinden sollten stärker zusammenarbeiten, damit die Infrastruktur nicht wegbröckelt. Auch müssten Unternehmen in schrumpfenden Kommunen schon in den Schulen Kontakt zu potenziellen Lehrlingen aufnehmen. "Denn wer einmal für Ausbildung und Studium wegzieht, kommt in der Regel nicht zurück."
Eine Chance biete auch der Zuzug von Flüchtlingen, von denen viele jung und gut ausgebildet seien, sagte Lübking. Doch blieben auch diese Menschen nach erfolgreicher Integration langfristig nur, wenn es gute Jobs, Schulen und Ärzte in erreichbarer Nähe gebe.