Freiburg (dpa)
Der Freiburger Infektionsepidemiologe Hajo Grundmann mahnt angesichts verstärkter Forderungen nach einem Lockdown zur Vorsicht. „Weder ein Lockdown noch Kontaktbeschränkungen werden uns auf Dauer weiterhelfen, das kann nur die Impfung“, sagte der medizinische Leiter des Instituts für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg in einem Interview mit der „Badischen Zeitung“ (BZ/Freitag). Zwar würden durch einen Lockdown die Zahlen schnell zusammenbrechen und man hätte wieder Platz in den Kliniken. Dafür gäbe es aber wieder Menschen in Kurzarbeit sowie in Arbeitslosigkeit und es drohten Insolvenzen.
Mit der 2G-Regelung gebe es bereits einen Quasi-Lockdown für Ungeimpfte. „Diesen bestehenden Maßnahmen muss man etwas Zeit geben und sich anschauen, wie sich das entwickelt. Einen solchen vorsichtigen Weg würde ich derzeit noch für sinnvoll halten.“ Die Impfung kann man ihm zufolge nicht hoch genug bewerten. „Sie ist das Einzige, was uns aus dieser Katastrophe herausführen kann. Sonst bleibt das ein Schrecken ohne Ende und wir hangeln uns von einem Lockdown zum nächsten, das könnte noch Jahre so weitergehen.“
Nach Einschätzung Grundmanns ist der vorläufige Höhepunkt der vierten Welle erreicht. „Der Grund dafür scheint mir, dass die Besorgnis bei der Bevölkerung angekommen ist.“ Die beschlossenen Kontaktreduzierungen würden helfen, die Corona-Zahlen zu senken.
„Wenn wir nun keine neue Variante hinzukriegen, wird die Erholung der Infektionszahlen bald spürbar werden“, so der Epidemiologe. Auf den Intensivstationen rechnet er aber noch bis zur dritten oder vierten Dezemberwoche mit einer zunehmenden Eskalation.