Düsseldorf (dpa)
Selbst der Papst bat ihn wegen Arthritis um Rat: NBA-Stars und Profi-Golfer schwören auf die Behandlung des Düsseldorfer Orthopäden Peter Wehling. Mit einem Serum will er sie kurieren statt operieren.
Peter Wehling ist weltweit gefragt: Seine Spritzen kurierten schon die Knie der US-Basketballer Kobe Bryant und Tracy McGrady. Er behandelte die Profi-Golfer Vijay Singh und Fred Couples.
Die New York Yankees, Los Angeles Lakers und Dallas Mavericks zählen zu seinen Kunden. Und selbst Papst Johannes Paul II war einer seiner Patienten. In seiner Düsseldorfer Praxis deutet jedoch kein Trikot, kein Footballhelm, kein Erinnerungsstück auf diese illustre Patientenkartei hin. Obwohl er bereits Fußballspieler von Bayer Leverkusen, Schalke und dem BVB in der Behandlung hatte, ist der Arthritis-Spezialist hierzulande vergleichsweise unbekannt.
Mit einem speziellen Verfahren heilt der Orthopäde die lädierten Knie, Rücken oder Gelenke von Weltstars. Die meisten Patienten zählt er in seinen Niederlassungen in New York und Los Angeles. "Manche Topspieler wollen aber zum Erfinder", sagt Wehling, ein 59-Jähriger mit runder Brille, hoher Stirn und kurzen schwarz-gräulichen Haaren.
Und so pilgern zahlreiche US-Sportler seit Jahren nach Europa, in der Hoffnung, dass der deutsche Professor ihre Karriere noch um zwei, drei weitere Jahre durch eine spezielle Methode verlängern kann.
Mit einer kleinen Spritze - die an einem Ende künstlich angereicherte Proteine in Form von Kügelchen enthält - nimmt Wehling den Patienten Blut ab und lagert es in einem Brutschrank auf Körpertemperatur. Eine Zentrifuge trennt später rote Blutkörperchen sowie körpereigene und künstliche Proteine in unterschiedlich farbige Flüssigkeiten auf. Das orange-gelbe Serum spritzt Wehling in die Gelenke seiner Patienten.
Es soll die Entzündung hemmen und das verletzte Gewebe regenerieren - der Schmerz könne so schnell verschwinden, sagt der Sportmediziner.
"Das Serum enthält die Stoffe, die vom Gewebe bei einer Verletzung produziert werden, nur in hochkonzentrierter Form. Wir simulieren den Selbstheilungsprozess des menschlichen Körpers. Also das, was die Natur macht, nur in verstärkter Form", sagt er. Acht von zehn Patienten würden nach den Behandlungen Verbesserungen verspüren. Eine sechstägige Behandlung kostet rund 1200 Euro.
Spritzen, Blut, Injektionen: alles Begriffe, die an die dunklen Seiten des Profisports erinnern. Wehlings Patienten laufen jedoch keine Gefahr, mit Antidoping-Regeln in Konflikt zu geraten. Nach dem Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur sei das Verfahren erlaubt, erklärt eine Sprecherin der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA).
Mit Blutmanipulationen habe dies nichts zu tun. Eher ähnele es der PRP-Therapie, erläutert Professor Mario Thevis, forensischer Chemiker an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Aufgeschlüsselt bedeutet die Abkürzung "Platelet-Rich Plasma". Das proteinreiche plättchenreiche Plasma des Spenders wird hier als Extrakt ebenfalls durch den Schleudergang einer Zentrifuge gewonnen und in Gelenke oder Sehnen gespritzt. Im Gegensatz zu Wehlings Methode wird das Blut hierbei nicht extra erwärmt. Bis 2011 stand das PRP-Verfahren auf der schwarzen Liste der Dopingjäger. Das Verbot wurde nach NADA-Angaben aber aufgehoben, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass es die Leistung von Sportlern steigert.
Gelenkschmerzen anstelle von Operationen mit einem Serum aus Eigenblut zu bekämpfen, wertet der Spezialist für Regeneration von Knorpelgewebe, Philipp Niemeyer, als "interessante und nachvollziehbare Überlegungen". Der ganzheitliche Therapieansatz - der eine richtige Ernährung, Gewichtsreduktion, Bewegung, psychologische Führung und ausreichend Schlaf einschließt - könne das Voranschreiten von Arthrose verlangsamen und reduzieren, erläutert der Orthopädie-Professor vom Uniklinikum Freiburg.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2008, die in der Fachzeitschrift "Osteoarthritis Cartilage" veröffentlicht wurde, kam zum Schluss, dass die Krankheitssymptome bei Patienten, die mit dem Serum behandelt wurden, im Vergleich zu zwei Testgruppen, deren Patienten entweder Hyaluronsäure-Injektionen oder eine wirkstofffreie Kochsalzlösung erhielten, deutlich zurückgegangen sind. "Mit dieser Studie ist ein Anfang gemacht, sie entspricht den Qualitätsstandards, die wir erwarten", sagt Niemeyer, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Seinen prominentesten Patienten bat Wehling jedoch nicht zur Kasse: "Als Katholik schreiben Sie dem Papst natürlich keine Rechnung."