Berlin (dpa)
Die Zahl älterer Menschen nimmt zu - und damit wohl auch die Zahl der Pflegebedürftigen. 20 Jahre nach Inkrafttreten bedarf dies einer entsprechenden Anpassung der Pflegeversicherung.
Die Bundesregierung hat eine angemessene Personalausstattung und faire Bezahlung in den Pflegeberufen gefordert. Angesichts der Herausforderungen, die auf eine alternde Gesellschaft in diesem Bereich zukommen, gelte es, "für attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu sorgen", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.
Die Pflegeversicherung war im Januar 1995 gestartet. Am kommenden Dienstag wird bei einem Festakt in Berlin ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. In der Altenpflege arbeiten heute etwa eine Million Menschen.
Die Pflegeversicherung sei inzwischen "ein echter Jobmotor", sagte Gröhe weiter. Die Zahl der Beschäftigten im Pflegebereich habe sich mehr als verdoppelt. Allerdings wird auch ein Fachkräftemangel in den Pflegeberufen vorhergesagt.
Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) sprach ähnlich wie Gröhe von einem "sozialen Erfolgsmodell", das nun allerdings weiterentwickelt werden müsse. Als eine der größten Herausforderungen nannte der CDU-Politiker die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege. Hier bedürfe es "sicherlich auch Pflegestrukturen mit mehr Tagespflegeplätzen", sagte Laumann der dpa.
In einer alternden Gesellschaft werde auch die Zahl der Pflegebedürftigen zunehmen. Entsprechend "brauchen wir jedes Jahr etwa zwei bis drei Prozent mehr Menschen, die sich um einen Pflegebedürftigen kümmern", erläuterte Laumann.
Der Versicherungsbeitrag wurde zu Beginn des Jahres um 0,3 Prozentpunkte auf 2,35 Prozent erhöht. Gröhe verteidigte die Erhöhung und berief sich auf neue Zahlen des Instituts Infratest dimap, wonach mehr als zwei Drittel der Befragten diese Beitragserhöhung für angemessen hielten.
94 Prozent bewerteten im übrigen das zum Jahresbeginn in Kraft getretene erste Pflegestärkungsgesetz als "Schritt in die richtige Richtung". Bei der zweiten Stufe, die noch in dieser Legislaturperiode kommen soll, sollen dann Demenzkranke bei der Begutachtung besser berücksichtigt werden. Grundsätzlich sagen laut Gröhe 85 Prozent der Bevölkerung, "dass Pflege eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft ist".
Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte jedoch, nur 16 Prozent der Menschen in den letzten Lebensmonaten erhielten palliative Pflege. Ebenso seien Betroffene mit eingeschränkter Alltagskompetenz, also Demenzkranke, bisher politisch ausgeschlossen worden. "Es sind also Millionen, die kaum etwas oder gar nichts erhalten. Doch gerade sterbende und demenzerkrankte Menschen brauchen die Solidarität der Gesellschaft."