Nürnberg (dpa)
Die Pflegebranche leidet enorm unter dem Fachkräftemangel. Es dauert immer länger, bis Heimbetreiber eine frei gewordene Pflegestelle besetzen können. Die Bundesagentur für Arbeit hat einen Vorschlag, wie das geändert werden könnte.
Altenpflegeheime in Deutschland müssen sich nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) vorerst weiter auf Probleme bei der Besetzung freier Pflege-Jobs einstellen. Der Fachkräftemangel in der Branche habe zuletzt weiter zugenommen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) zum „Tag der Pflege“ am Freitag in Nürnberg mit. Inzwischen bestehe bundesweit ein Fachkräftemangel in diesem Bereich.
„In keinem Bundesland stehen rechnerisch ausreichend arbeitslose Bewerber zur Verfügung, um damit die der Bundesagentur gemeldeten Stellen besetzen zu können“, bilanziert die Nürnberger Bundesbehörde in einer Analyse. Dies gelte allerdings nur für examinierte Altenpflegefachkräfte, nicht für Altenpflegehelfer.
Nach Bundesagentur-Angaben seien im Jahresdurchschnitt 2018 in der Altenpflege auf knapp 3100 arbeitslose Fachkräfte rund 15 300 freie Stellen entfallen. Die Folge: Inzwischen dauere es 183 Tage, bis Heimbetreiber eine frei gewordene Pflegestelle neu besetzt hätten, zwölf Tage länger als noch im Jahr 2017. Immerhin hätten die verbesserten Fördermöglichkeiten mehr Jobsucher veranlasst, sich zum Altenpfleger ausbilden zu lassen.
Ebenfalls schwierig, wenn auch nicht ganz so dramatisch sei die Situation bei Krankenpflegern. Auch hier sei der Bedarf an examinierten Kräften groß. Im Jahresschnitt seien bei der Bundesagentur rund 6000 arbeitslose examinierte und besonders spezialisierte Krankenpfleger registriert gewesen; gesucht wurden von Kliniken aber 14 900.
Ein Teil des Fachkräfteproblems könnte nach Einschätzung der Bundesagentur dadurch gelöst werden, dass Teilzeitbeschäftigte in der Pflege dazu ermuntert werden sollten, ihre Arbeitszeit zu verlängern. In der Altenpflege arbeiteten nach BA-Angaben im Juni vergangenen Jahres 56 Prozent in Teilzeit, in der Krankenpflege 44 Prozent. In allen anderen Berufen liegt dieser Anteil dagegen im Schnitt nur bei 28 Prozent.
Angesichts der dramatischen Lage setzt die Bundesagentur inzwischen wieder verstärkt auf die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte. Im Rahmen des Programms „Triple Win“ wirbt die Behörde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) seit 2013 Pfleger aus Bosnien-Herzegowina, Serbien, den Philippinen und Tunesien an. Seit dem Start des Projekts seien bereits 2000 Pflegekräfte an deutsche Pflegeheim vermittelt worden. Bis Jahresende sollen es 3000 sein, sagte eine BA-Sprecherin.