London (dpa)
Seit es Impfstoffe gegen Covid-19 gibt, hat die Krankheit für viele ein Stück von ihrem Schrecken verloren. Doch das gilt vor allem für reiche Industrieländer. Amnesty International sieht die großen Pharmakonzerne in besonderer Verantwortung.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Impfstoff-Herstellern Profitgier vorgeworfen und zu einer deutlich schnelleren Impfung der Weltbevölkerung aufgerufen. „Wie viele Varianten müssen wir noch durchleben, bis reiche Länder und Pharmaunternehmen realisieren, dass Menschen in ärmeren Ländern Zugang zu Impfstoffen haben müssen?“, fragte die Amnesty-Vertreterin Rajat Khosla laut einer Mitteilung vom Montag.
Einem aktuellen Bericht von Amnesty International zufolge wurden im vergangenen Jahr zehn Milliarden Corona-Impfdosen produziert - mehr als genug, um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen, 40 Prozent der Weltbevölkerung bis Ende 2021 zu impfen. In ärmeren Ländern liegt die Quote der vollständig Geimpften dem Bericht zufolge jedoch nur bei gut vier Prozent. Amnesty ruft die Konzerne auf, Patente und Technologien freizugeben und das von der WHO ausgegebene Ziel anzustreben, bis Mitte 2022 70 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen.
„Diese Unternehmen hätten die Helden von 2021 sein können. Stattdessen haben sie denen, die die Impfstoffe am meisten brauchten, den Rücken zugekehrt und einfach weiterhin Profite vor das Wohl von Menschen gestellt“, sagte Khosla.
Während Pfizer, Biontech und Moderna riesige Umsätze gemacht hätten, seien nur zwei Prozent ihrer Impfdosen an ärmere Länder gegangen, heißt es in dem neuen Amnesty-Bericht. Johnson & Johnson sowie Astrazeneca kommen in dieser Auswertung besser weg, da die Hälfte ihrer Impfdosen an Entwicklungs- und Schwellenländer gegangen sein sollen. Auch diese beiden Konzerne verweigerten jedoch immer noch die Herausgabe ihrer Patente, kritisierte die Organisation.