Köln/Duisburg (dpa)
Bayern prescht vor und macht ab kommender Woche das Tragen von FFP2-Masken in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr zur Pflicht. Dabei kommt es aus Expertensicht vor allem darauf an, dass man sich nicht auf die Masken allein verlässt - und dass diese richtig sitzen.
Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, hat vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken gewarnt. Diese böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Deutschen Presse-Agentur. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern - damit gingen immer noch 6 Prozent durch. „Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.“ Wichtig sei ein Mix.
Zudem biete eine FFP2-Maske auch nur dann den versprochenen Schutz, wenn sie eng anliege. Je nach Gesichtsform treffe das nicht bei jedem Modell zu. Luft - und damit auch eventuell Viren - ströme dann an den Seiten der Maske vorbei, erklärte Asbach. „Wenn die nicht sauber abschließt, ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske.“ Ein besonderes Problem hätten zudem Bartträger. Es gebe in der Industrie sehr teure Alternativen mit Rundum-Visieren, sichereren Hepafiltern und Luftpumpen. Das sei aber nicht für den Alltagsgebrauch gedacht. „Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren.“
Wenig Unterschied macht es Asbach zufolge, ob die Atemschutzmasken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. „Das ist ein ähnlicher Standard.“ Entscheidend sei die Qualität der Masken. Immer noch gebe es nicht ausreichend geprüfte Masken auf dem Markt, die jedoch - fälschlicherweise - als solche ausgezeichnet seien. „Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauenswürdige Quelle“, riet der Experte. Anders als im Frühjahr gibt es nach seiner Einschätzung aber keinen derartigen Engpass mehr an FFP2-Masken.
Diese seien für den Arbeitsschutz gemacht und hielten mindestens acht Stunden am Tag, erklärte Asbach. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. „Mit acht Stunden ist man auf der sicheren Seite“, so Asbach. Manche Masken hielten sicher auch länger.
Ein Problem: Die Fasern der FFP2-Masken seien elektrisch geladen, erläuterte der Fachmann. So könne der Filtereffekt vergrößert werden, ohne den Atemwiderstand zu erhöhen. Mit der Zeit nutze sich die Ladung aber ab. Es gebe keine pauschale Angabe, wie lange das dauere.
Dem Präsidenten der Gesellschaft für Aerosolforschung mit Sitz in Köln, der auch am Institut für Energie- und Umwelttechnik in Duisburg arbeitet, ist kein Land bekannt, dass, wie Bayern es jetzt plant, eine FFP2-Pflicht im Einzelhandel und Nahverkehr oder gar im gesamten öffentlichen Raum verhängt hat. Wo sehr strenge Quarantänemaßnahmen gelten, gebe es meist auch nicht mehr viel Öffentlichkeit, sagte er.