Das 5. APOLLON Symposium
Gesundheitsberufe auf dem Prüfstand – Wandel, Trends und Perspektiven
Auf dem 5. APOLLON Symposium der Gesundheitswirtschaft am 15. November 2013 diskutierten hochkarätige Experten über die Veränderungen und die Zukunft der Gesundheitsberufe. Aus verschiedenen Blickwinkeln nahmen die Referenten die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder, Arbeitsbedingungen und veränderten Rollen der Gesundheitsberufe und zukünftige Anforderungen an die Qualifizierung unter die Lupe. Der Titel der mit rund 250 interessierten Teilnehmern überaus gut besuchten Veranstaltung lautete: „Gesundheitsberufe auf dem Prüfstand – Wandel, Trends und Perspektiven.“
Während der eintägigen Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer in vier Impulsvorträgen, vier parallel stattfindenden Foren und einer Podiumsdiskussion mit dem Thema intensiv befassen. Bereits zum zweiten Mal wurden die drei besten Vorschläge des von der APOLLON Hochschule ausgelobten Ideenwettbewerbs ausgezeichnet. Dazu waren Studierende und Absolventen der APOLLON Hochschule im Vorfeld aufgefordert, innovative Ideen zum Thema des Symposiums einzureichen. Den ersten Platz belegte die Bachelor-Absolventin Gesundheitsökonomie Stefanie Papke mit ihrem Konzept „dein netzwerk“ – Netzwerk deutscher Institutionen im Gesundheitswesen. Spagat zwischen Ökonomie und Medizin“, in dem sie einen konkreten und praktikablen Vorschlag machte, wie man deutlich mehr Systembezug in die Ausbildungsgänge der Gesundheitsberufe einbringen kann.
Im Folgenden finden Sie die Präsentationen zu den vier Impulsvorträgen und eine inhaltliche Zusammenfassung der Veranstaltung von Christian Beneker (Bremer Medienbüro).
Das Programmheft "Wegweiser" zur Veranstaltung finden Sie als Pdf hier.
Die Abstracts zu den parallelen Foren finden Sie als zip-Datei hier.
Deutschlands Zukunft – Wie wir morgen leben und arbeiten
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg, machte in seinem Referat schnell klar, dass „die Zukunft der Arbeitswelt kein Zuckerschlecken bedeutet. Denn die demografische Entwicklung zeige in Deutschland sehr klar, wohin es mit den wenigen Menschen geht, die zukünftig noch arbeiten müssen. „In Zukunft gilt die Formel, die Hälfte der Mitarbeiter müssen doppelt so viel arbeiten und drei Mal so viel produzieren“, so Prof. Reinhardt. „Schon heute hat Porsche die Vier-Tage-Woche eingeführt – bei gleicher Produktivität, versteht sich.“ Warum? Es fehlen die Kinder und mit ihnen die Arbeitskräfte der Zukunft. „Wir haben in Deutschland mehr Ehepaare ohne Kinder, als Paare und Alleinerziehende mit Kindern“, stellte Prof. Reinhardt dar. Jede zweite deutsche Frau mit Abitur bleibt kinderlos.
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Aktuelle Herausforderungen und Chancen für Gesundheitsberufe
Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Institutes für medizinische Soziologie an der Universitätsmedizin der Berliner Charité, erklärte in ihrem Referat, dass „der Druck auf die Gesundheitsberufe, neue Formen der Kooperation zu erproben, enorm steigt, denn der medizinisch-technische Fortschritt zieht immer neue Ausbildungsberufe nach sich.“ Zugleich positioniert sich auch in Deutschland die Akademisierung der Pflege mehr und mehr und – schon längst ein Topos – die Medizin ist weiblich. 7,2 Millionen Menschen arbeiten hierzulande in Gesundheitsberufen. 80 Prozent von ihnen sind Frauen. Bei den Medizinern sind es „erst“ 42 Prozent. Zugleich werden die Patienten immer älter, ihre Krankheitsbilder immer vielschichtiger, so Prof. Kuhlmey. „Das sind lauter Herausforderungen zu neuer Kooperation. Nun muss sie noch bewiesen werden!“
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Pflegebedarf in der Zukunft: Konsequenzen für die Gesundheitsberufe
Prof. Dr. Heinz Rothgang, Direktor des Zentrums für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen, hat wenig Hoffnung auf eine positive Entwicklung auf dem Pflegemarkt der Zukunft, auch wenn er einen Silberstreif am Horizont sieht. „Who cares?“, fragte er in seinem Vortrag, „Wer wird uns pflegen, wenn wir alt sind?“ Insgesamt zeichnete er ein düsteres Bild. Die Zahl der Menschen, die für längere Zeit Pflege brauchen, wird bis 2050 in Deutschland wahrscheinlich auf 4,5 Millionen Menschen steigen. Das sind mehr Menschen als die Einwohner von Berlin und Köln zusammengenommen. Laut aktueller Pflegestatistik des statistischen Bundesamtes waren es 2011 bereits 2,5 Millionen Menschen in der Langzeitpflege. Etwa die Hälfte von ihnen wird zu Hause gepflegt, meistens von ihren Angehörigen. „Die Familien sind der Pflegedienst der Nation, aber die Kapazitäten sinken“, sagte Prof. Rothgang. Es sieht so aus, als ob der größte Pflegedienst nicht mehr kann und nicht mehr mag. Denn die so genannten Opportunitätskosten der Pflege steigen. Das heißt, um die alten Eltern oder Schwiegereltern in ihrer wohl schwierigsten Lebensphase zu versorgen, müssen die Pflegenden – meistens sind es die Frauen – auf immer mehr verzichten. Prof. Rothgang: „Schlicht weil die Frauen in Deutschland immer besser verdienen, sind auch die Opportunitätskosten immer höher.“ Außerdem gibt es immer weniger Kinder in den Familien, die einmal die Eltern pflegen könnten. Viele Familien leben zersplittert an verschiedenen, weit voneinander entfernten Orten, es gibt immer mehr Singlehaushalte, auch bei den Senioren und die Pflegebereitschaft insgesamt nimmt ab.
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Das GesinE Projekt: Ein Beitrag zur Gesundheitsberufsbildungsforschung im europäischen Vergleich
Dr. Yvonne Lehmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizin, Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft, Charité – Universitätsmedizin Berlin, illustrierte mit einem Blick auf die GesinE (Gesundheitsfachberufe in Europa)-Studie die berufliche Vielfalt bei den Gesundheitsfachberufen hierzulande. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Studie vergleicht 16 Fachberufe und ihre Ausbildungen in Deutschland mit ihren Pendants in England, Frankreich, Holland und Österreich. Zunächst: Deutschland hat die meisten Fachberufe. Ausgerechnet die Altenpflege hat nicht in allen Vergleichsländern eine Pendant. Ebenso die Podologie oder die pharmazeutisch-technische Assistenz. Entsprechend verhält es sich mit den Ausbildungen. Was noch auffällt: Die schulische Zugangsberechtigung zu den verschiedenen Ausbildungen liegen im Ausland vergleichsweise höher als in Deutschland. „Besonders in Deutschland müssen die Ausbildungen besser an die Bedarfe angepasst werden“, resümierte Lehmann, etwa bei der Versorgung Kranker oder – auch hier – bei der interprofessionellen Zusammenarbeit.
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Alle APOLLON Symposien in der Übersicht
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