Das 4. APOLLON Symposium
Patientenorientierung oder Patientenignorierung? Positionen – Potenziale – Perspektiven
Auf dem 4. APOLLON Symposium der Gesundheitswirtschaft am 26. Oktober 2012 standen die Belange der Patienten auf der Tagesordnung. Kritisch nahmen die Referenten das neue Patientenrechte-Gesetz, das am 1. Januar 2013 in Kraft treten wird, und den Stand der Patientenorientierung im deutschen Gesundheitswesen unter die Lupe. Der Titel der mit rund 240 interessierten Teilnehmern überaus gut besuchten Veranstaltung lautete: „Patientenorientierung oder Patientenignorierung? Positionen – Potenziale – Perspektiven.“
Während der eintägigen Veranstaltung konnten die Teilnehmer in vier Impulsvorträgen und insgesamt fünf parallel stattfindenden Foren das Thema Patientenorientierung aus unterschiedlichen Perspektiven verfolgen und vertiefen. Am Ende des Tages wurden die drei besten Vorschläge des erstmalig ausgelobten Ideenwettbewerbs ausgezeichnet. Dazu waren Studierende und Absolventen der APOLLON Hochschule im Vorfeld aufgefordert, innovative Ideen zum Thema des Symposiums einzureichen. Den ersten Platz belegte die Gesundheitslogistik-Studentin Janine Solbach mit ihrem Konzept über den Umgang mit Demenzpatienten in Rettungsdienst und Krankentransport. Im Folgenden finden Sie die Mitschnitte und Präsentationen von den vier Impulsvorträgen und eine inhaltliche Zusammenfassung der Veranstaltung von Christian Beneker (Bremer Medienbüro).
Das Programmheft "Wegweiser" zur Veranstaltung finden Sie als Pdf hier.
Die Abstracts zu den parallelen Foren finden Sie als zip-Datei hier.
Patientenorientierung aus gesundheitspolitischer und gesellschaftspolitischer Sicht
Andrea Fischer, ehemalige Bundesministerin für Gesundheit von Bündnis 90/die Grünen in der ersten Rot-grünen Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder und heutige Finanzdezernentin der Region Hannover, erklärte, dass „sich die Beteiligung der Patienten ein gutes Stück entwickelt habe, aber dass das neue Patientenrechte-Gesetz hinterherhinke.“ „Viele erfolgreiche Initiativen zeigen, dass Patienten mitreden wollen, die Politik aber diesem Wunsch nicht folgt“, kritisierte Fischer. Sie fordert, dass Patienten stärker an der Behandlung und an den Entscheidungsprozessen in der Gesundheitspolitik (etwa der Frage, ob das duale Krankenkassensystem noch aufrecht erhalten werden soll) beteiligt werden. Und sie sollen in ihrer Rolle als Kunden gestärkt werden.
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Den Mitschnitt zum Vortrag können Sie sich hier ansehen.
Die Idee des mündigen Patienten
Dr. Stefan Etgeton, Bertelsmann Stiftung und Senior Expert im Programm „Versorgung verbessern – Patienten informieren“, stellte in seinem Beitrag die faktische Gleichberechtigung von Arzt und Patient in Frage. Trotz des möglichen Share-decision-Makings im Patientengespräch, also der partizipativen Entscheidungsfindung von Patient und Arzt, „wird die Arzt-Patienten-Beziehung immer asymmetrisch bleiben“, erklärte Etgeton. Ob der Patient im Gesundheitssystem dennoch frei und mündig agieren könne, entscheide sich indessen daran, welche Nutzer-Rolle er gerade im System spielt: Ist er Patient, Versicherter oder Kunde? Je nach Rolle bemisst sich auch sein Spielraum. Ist er akut erkrankt, kann er zwar den Arzt wählen, bleibt in der Behandlung aber Bedürftiger und deshalb nicht unbedingt Herr des Verfahrens. Ist der Patient aber Kunde oder Versicherter, so hat er größere Freiheit und kann zum Beispiel zwischen Kassen und Verträgen wählen. So erklärte Etgeton denn auch: „Die Kundenrolle ist das Paradigma der Mündigkeit.“
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Selbsthilfe als Wegbereiterin für mehr Patientenorientierung
Ursula Helms von der Nationalen Kontakt und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) forderte eine größere Berücksichtigung der erkrankten Patienten. Denn sie verfügen über etwas, was die Player im Gesundheitssystem per se nicht haben können: „Betroffenenkompetenz“. Sie müsse der „Arztkompetenz“ an die Seite treten, so Helms. In der Selbsthilfe gehe es nicht nur um die Krankheit, sondern jene Betroffenenkompetenz sei viel weiter gefasst, erklärte Helms die besondere Perspektive der Patienten: „Da geht es auch um die Situation der Patienten in ihren Familien, um Sexualität oder um Geld.“ Ärzte sollten weit mehr als bisher diese Patientenkompetenz in ihre Perspektive aufnehmen und sollten auch reflektieren, wie sie selber wahrgenommen werden.
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Der Blick über den Tellerrand: Patienten aus EU-Sicht – notwendige Handlungsfelder
Dr. Günter Danner, M.A., Ph.D., Stellvertretender Direktor der Europavertretung der Deutschen Sozialversicherung, Brüssel, öffnete die Perspektive der Veranstaltung auf die europäische Ebene. Sein Vortrag verdeutlichte, dass viele Länder mit weit größeren Problemen zu kämpfen haben, als der fehlenden Patientenorientierung. Zum Teil geht es um das grundsätzliche Funktionieren der Gesundheitssysteme, so Danner. Er brach eine Lanze dafür, dass diese Probleme der Patientenversorgung in den EU-Staaten vor Ort in Kontakt mit den Betroffenen gelöst werden. „Das Subsidiaritätsprinzip in der Gesundheitspolitik Europas muss erhalten bleiben!“, forderte Danner. Denn zu unterschiedlich sei die Versorgungswirklichkeit in den verschiedenen EU-Ländern.
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