Lebenslanges Lernen liegt durchaus im Trend: Rund 20 Prozent der Studierenden in den Bachelor- und Masterstudiengängen der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft sind aktuell 40 Jahre alt oder älter. Die meisten von ihnen stehen voll im Berufsleben, haben bereits eine Ausbildung und mehrere Jahre praktische Arbeitserfahrung hinter sich und könnten – eigentlich – relativ entspannt bis zum Rentenalter so weitermachen. Warum also jetzt noch ein Studium beginnen? Mit all der zusätzlichen Arbeit, dem zeitlichen und finanziellen Aufwand und dem großen persönlichen Engagement, die das unter Umständen mit sich bringt? Die Gründe für einen späten Studienbeginn sind so vielfältig wie die Menschen selbst: Mit der persönlichen Reife kommt beispielsweise mitunter die Erkenntnis, das der gleich nach der Schule erlernte Beruf vielleicht doch nicht die ideale Wahl war – zumindest nicht für ein ganzes Arbeitsleben. Manch einer möchte wiederum in seinem Unternehmen aufsteigen und kann das nicht, weil der entsprechende Studienabschluss oder spezielle Kenntnisse fehlen. Wieder andere treibt der pure Wissensdurst an, die Lust am Lernen und die Suche nach neuen persönlichen und beruflichen Herausforderungen.
Wir haben uns mit zwei APOLLON Studierenden unterhalten, die erst nach ihrem 40. Geburtstag mit dem Fernstudium begonnen haben. Elke Marin ist 53 Jahre alt, hat nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und später eine Weiterbildung als Kinderkrankenschwester für den OP absolviert und viele Jahre im Bereich Urologie gearbeitet. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. 2012 begann sie, damals 48 Jahre alt, ihr Bachelor-Studium an der APOLLON Hochschule.
Andrea Connelly-Burscheid wurde 1972 geboren und hat nach der Mittleren Reife eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht. Danach war sie mehrere Jahre bei ihrem jetzigen Arbeitgeber tätig und konnte dort dank eines dreijährigen, nebenberuflichen Betriebswirtschaftsstudiums eine Position als Abteilungsleiterin übernehmen. 2015 hat sie im Alter von 43 Jahren mit ihrem Bachelor-Studium an der APOLLON Hochschule angefangen. Sie ist verheiratet.
Was hat Sie dazu bewogen, ein Fernstudium aufzunehmen – und welche Rolle spielten dabei Ihr Alter und Ihre Lebenssituation?
Elke Marin: Im Laufe der Jahre fehlte mir im Rahmen meiner immer komplexer werdenden Tätigkeiten oft das fachliche Hintergrundwissen. Dieses Defizit wollte ich unbedingt ausgleichen. Unsere Kinder sind 1998 und 2001 geboren und als sie in den weiterführenden Schulen gut zurecht kamen, habe ich mich für das Fernstudium entschieden. Die Möglichkeit, mit der Mittleren Reife ein Studium machen zu dürfen, empfand ich dabei als besondere Ehre. Mein Alter spielte eine große Rolle: Ich war nur eine mittelmäßige Schülerin mit wenig Ehrgeiz – diese Einstellung hat sich aber im Laufe meines Lebens gravierend geändert. Ich hatte, als die Kinder alt genug waren, das starke Bedürfnis, meinen Horizont zu erweitern.
Andrea Connelly-Burscheid: Ich bin schon sehr lange im Büro tätig und wünsche mir eine berufliche Umorientierung in Richtung Gesundheitsmanagement. Ich habe mit den Jahren gemerkt, dass ich mehr und direkter mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Da ich aber mitten im Berufsleben stecke, kam ein Vollzeitstudium nicht in Frage. Glücklicherweise kann ich mich sehr gut organisieren, so dass ein Fernstudium für mich die perfekte Lösung ist.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile eines „späten“ Studiums? Und welche Nachteile gibt es?
Elke Marin: Von Vorteil sind ganz klar meine Lebenserfahrung und die berufliche Erfahrung, gepaart mit meinem bisher erlernten Wissen. Ich war mir zum Beispiel schnell im Klaren darüber, welcher Studiengang zu mir passt. 90 Prozent der Module kenne ich bereits aus meiner Berufspraxis. Nur Wirtschaftsmathematik musste ich ganz neu lernen, das wurde in meiner Schulzeit erst in der elften Klasse unterrichtet, die ich ja nie besucht habe. Da war dann ein Mathe-Nachhilfelehrer gefragt und meine Tochter musste mir helfen – aber die Herausforderung hat mich gereizt. Ein Nachteil des späten Studiums ist, dass ich aufgrund meiner vielen sonstigen Verpflichtungen im Leben recht unflexibel bin. Das Studium ist sozusagen mein persönliches Vergnügen. Die Zeit, die ich mit dem Studium verbringe, geht zulasten sozialer Kontakte und hat mich auch schon so manche Stunde wertvollen Schlafes gekostet. Ich habe auch lange gebraucht, mich den formalen Regeln des Studiums anzupassen, da ich unter anderem mit dem wissenschaftlichen Arbeiten nicht vertraut war.
Andrea Connelly-Burscheid: Ein großer Vorteil ist sicher, dass ich die Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens gesammelt habe, während des Studiums anwenden kann. Bereiche wie Kommunikation oder Präsentation gingen mir beispielsweise leicht von der Hand. Wenn ich allerdings Dinge lernen muss, die mir überhaupt nicht liegen, wie zum Beispiel Statistik, dann frage ich mich doch zwischendurch, warum ich mir das eigentlich alles antue. Am Ende bin ich dann aber natürlich doch froh, wenn ich die Herausforderung erfolgreich bewältigt habe.
Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre Entscheidung für ein Studium reagiert?
Elke Marin: Die Entscheidung wurde in Absprache mit der Familie getroffen. Ohne deren Zustimmung hätte ich das Fernstudium nicht gemacht, denn sie mussten mich unterstützen und auch meine Rolle als Mutter und Ehefrau neu definieren lernen. Meine Familie hat mir immer die Stange gehalten und mich motiviert. Auch das sonstige Umfeld hat sehr positiv reagiert und nimmt bis heute Anteil an meinem Vorankommen.
Andrea Connelly-Burscheid: Mein Mann steht voll hinter mir und muss zum Beispiel immer meine Fallaufgaben Korrektur lesen. Auch die meisten Freunde und Bekannte finden es gut, dass ich studiere – auch weil sie wissen, dass ich sehr lernfreudig bin.
Inwieweit unterscheidet sich das Studium mit 40plus von Ihrer ersten Ausbildung – vor allem in Bezug auf Ihre Einstellung dazu?
Elke Marin: Meine Einstellung zu persönlichem Erfolg und Wissen hat sich bis heute nicht geändert. Ich arbeite in einem Bereich, der mir zu 100 Prozent liegt und peu à peu erweitert und vertieft wurde. Das ist aber tatsächlich erst nach der Schule so gekommen.
Andrea Connelly-Burscheid: Ich sehe das Studium heute etwas lockerer als meine frühere Ausbildung. Ich muss mir nichts mehr beweisen.
Wo stehen Sie mit Ihrem Studium? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Entscheidung?
Elke Marin: Ich schreibe gerade meine Bachelor-Thesis, bin also kurz vor Schluss und alles in allem sehr froh, die Entscheidung für ein Fernstudium getroffen zu haben!
Andrea Connelly-Burscheid: Mein Ziel ist es, im September 2018 fertig zu sein. Bisher bin ich froh, das Fernstudium zu machen!
Interview: Hayat Issa